Als große Hängemattenliebhaber war uns schon lange vor seiner Geburt klar, dass der kleine Mann seine eigene bekommen sollte. Idee und Beschluss waren also rasch gefasst, jetzt ging es nur noch um die Umsetzung. KAUFEN kam für Omi-Selbermacher natürlich nicht in Frage und so durchforsteten wir das Blogrevier nach einer Vorlage oder Anleitung.
Bei
Frau Siebenhundertsachen wurden wir fündig. "
Des Minimenschen Hängematte" wird dort so ausführlich beschrieben, dass es kaum noch Fragen gab und diese wenigen waren per email schnell geklärt. Vielen Dank noch einmal dafür.
Etwas schwieriger als Beschluss und Anleitung gestaltete es sich, den richtigen Stoff zu finden. Nicht irgendeinen. Sondern den ultimativen Babyhängemattenstoff - möglichst bio, möglichst nicht zu dick aber fest genug und trotzdem anschmiegsam, schließlich soll der kleine Mann sich darin wohl fühlen, die Hängematte bequem sein, sich um das liegende Kind schließen - es soll darin und nicht darauf liegen. Dazu dezent im Farbton, keine wilden Muster, gut verträglich mit der Waschmaschine.
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ausstaffiert ist unsere Hängematte mit einer eingeschobenen "Matratze" und einem Babyfell |
Im Internet wurde ich fündig. Direktkauf beim großen Online-Auktionshaus. Nessel in allen Variationen bietet dort ein Internetshop an. Dick, dünn, fest oder locker gewebt, mal mehr, mal weniger schwer per laufendem Meter oder Quadratmeter. Die Krux mit dem Internet ist, dass ich den Stoff nicht anfassen, die Qualität also nicht direkt prüfen kann, Vergleich mit laufendem-Meter- oder Quadratmeterschwere machte die Sache nicht besser. Schließlich rief ich an, um mich über das Nesselstoffangebot beraten zu lassen. Es gab von Bekleidungsstoff bis Segeltuch eine viel zu große Bandbreite.
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die Knebelverschlüsse sind geschlossen |
Bis hierher war es normale Recherche, wie wir sie alle kennen, wenn wir auf der Suche nach etwas sind. Ab nun wurde es skurril:
Ich telefonierte also und brachte mein Anliegen vor, erklärte was ich nähen wollte, fragte was mir hierzu empfohlen werden könnte und - erntete Gelächter. Das habe er noch nie gehört "hahaha", schlug sich der Verkäufer förmlich auf die Schenkel - wohl konnte ich es nicht sehen, aber mir war das sofort klar: der Herr Starverkäufer konnte oder wollte nicht glauben, dass da jemand so bekloppt ist und eine Babyhängematte nähen möchte. Wie ich auf diese Idee gekommen sei und ich solle doch bitteschön eine fertige kaufen. Sein Kollege - immerhin Vater zweier Kinder - lachte im Hintergrund auch schon ob der (näh)verrückten Oma, die nicht kaufen sondern selbermachen wollte. Ich gab nicht auf, wollte immer noch Stoff kaufen und fuhr schließlich, um die Herren verkaufsgnädig zu stimmen, gar die preisliche Argumentation auf. Mein recherchiertes Angebot beziehe sich wohl auf eine Luxus-Hängematte, bekam ich zur Antwort, seltsam verkaufsuninteressiert und ignorant. Natürlich will ich eine Luxus-Hängematte für meinen Enkel, was denn sonst?
Ganz schön lästig so eine Kundschaft!
Nach langem Herumgezirpse bekam ich schlussendlich doch noch eine Beratung - aber zu diesem Zeitpunkt war mein Entschluss längst gefallen, das Gefecht nur noch ein Scheingefecht: hier würde ich nichts mehr bestellen.
Jetzt war allerdings mein Ehrgeiz geweckt und ich wollte wissen, in welchem preislichen Rahmen fertige Hängematten liegen und was wir schlussendlich bezahlen würden.
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Hängematte von hinten mit der eingenähten "Rückwand" |
Den Stoff kaufte ich beim nächsten Gang in die große Kreisstadt im K-stadt, zwar kein Bio, aber ungebleichter Nessel, die Qualität konnte ich mir zwischen verschiedenen Stoffballen aussuchen. Wie richtig die Wahl war, zeigte sich nach der Wäsche: genau dieser Stoff schwebte mir von Anfang an vor.
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die "Rückwand" wird mit einem Gummizug leicht eingekraust |
Genäht habe ich nach der Anleitung von Frau Siebenhundertsachen, alle relevanten Maße bekam ich von dort. Denkt man sich ein wenig ein in das Wesen einer Hängematte, so ist es gar nicht schwer, sie zu nähen.
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der "Abstandhalter" drück die Seiten der Hängematte auseinander und bringt sie so in Form |
Für die Aufhängung brauchte ich noch einen großen Karabinerhaken und einen Metallring oder Halbring von etwa 10 cm Durchmesser. Beides fand ich im örtlichen "Landhandel", einem Geschäft, das von Tierfutter bis Weidezäune alles rund um Tiere bietet. Karabiner und Halbring werden im "Normalfall" für Rinder genutzt.
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mit der Türklammer kann die Hängematte bestens als Reisebett genutzt werden |
Aufgehängt ist die Hängematte an einem Seil, genauer meinem alten Springseil. Auf eine Wiegefeder haben wir bewusst verzichtet, leichtes Hin-und Herschaukeln genügt vollkommen, davon mal abgesehen, lässt sich so ein Ding bei tatsächlichem Bedarf leicht nachkaufen. Bis jetzt hat es noch niemand vermisst. Offenbar braucht der kleine Mann keinen Yoyo-Effekt.
Das Babyfell ist mein Geschenk für die Wiege, den Kinderwagen oder das Kinderbettchen, momentan liegt es in der Hängematte.
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der vorder Verschluss mit großen Holzknebel und Schlaufen. |
Die "Knebel" zum Verschließen der Hängematte bei Zugluft oder allmählicher Kindsbewegung Richtung "Ausgang" an der Vorderseite haben wir selbst gemacht, genauso den Holzbügel, der uns die Hängematte in Form hält.
Um zu testen, ob der kleine Mann unbedenklich in die Hängematte gelegt werden darf, habe ich mich selbst hineingesetzt und mich probeschaukeln lassen. Alles perfekt: was Ochs und Esel hält, trägt auch mich. Und: auf meine Nähte ist Verlass.
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so eine Hängematte ist variabel einsetzbar, z. B. unterm Kirschbaum |
Wenn ich davon ausgehe, dass ich Faden, Schere, Gummi- und Kordelreste oder das Springseil sowieso in meinem Fundus hatte, komme ich auf folgende Rechnung:
4 m Nesselstoff etwa 22 Euro, Karabinerhaken und Halbring ca. 2,50 Euro. Kommt noch die Türklammer hinzu, die konnten wir tatsächlich nicht selber machen. Und da die Hängematte als Reisebett dienen soll, war dies eine wirklich sinnvolle Investition von knapp 20 Euro. Fertig zu kaufende Baby-Hängematten fand ich in der Größenordnung von 60 bis 170 Euro.